Der Einsatz von Recycling-Baustoffen schont die Umwelt und hält den hohen Qualitätsansprüchen stand. Dennoch setzen viele Entscheidungsträger auch heute noch auf Baustoffe aus primären Quellen. Deshalb luden der Kanton Bern, der Berner Baumeisterverband und der Berner Kies- und Betonverband Ende 2018 zur Recycling-Infoveranstaltung nach Thun.
Rund 140 Bauakteure sind der Einladung des Kantons Bern, des Berner Baumeisterverbandes und des Berner Kies- und Betonverbandes in die Alte Reithalle Thun Expo gefolgt. „Für mich als Baumeister ist die Verwendung von Recycling Material an der Tagesordnung. Mit diesem Anlass möchten wir die Bedeutung und die Verwendung dieser Produkte hervorheben und sicher auch etwas Werbung machen“, erklärte Alfred Zimmermann, Präsident des Berner Baumeisterverbandes, zu Beginn der Veranstaltung. Das Ziel künftig alle verwertbaren Bauabfälle wieder in den Kreislauf zu integrieren, kam in den anschliessenden Referaten von Kanton über Hersteller bis Baumeister, Planer und Architekt zum Ausdruck. In der Herangehensweise im Umgang mit Recycling-Baustoffen sind die Ansätze nicht immer deckungsgleich. Der heutige Stand und die künftigen Möglichkeiten im Baustoff-Recycling wurden kritisch entlang des gesamten Baustoff-Zyklus und aus verschiedenen Perspektiven thematisiert.
Dynamische Entwicklung
Neben dem laufenden Ersatz gealterter Bauwerke führt insbesondere die innere Verdichtung zu mehr Rückbauten und damit zu immer grösserer Mengen an mineralischen Bauabfällen. Dank der Anstrengungen der letzten zehn Jahre bei Kanton und Privatwirtschaft konnte mit der rasanten Entwicklung Schritt gehalten werden: Die Recycling-Baustoffe sind salonfähig geworden. Im Kanton Bern werden jährlich rund 800’000 m3 Recycling-Baustoffe produziert, Tendenz steigend. Ein Grossteil davon findet problemlos wieder in neuen Bauwerken Einsatz – dies vor allem als Koffer- und Planiermaterial im Strassen- und Tiefbau oder als Recyclingbeton im Hochbau. Optimierungen drängen sich aber bei der Wiederverwertung von Altbelag und von Mischabbruch auf. Der Kanton Bern liegt im schweizweiten Vergleich mit einer Recycling-Quote von 77,3 % im hinteren Feld.
Die Grundfrage einpflanzen
Alle Akteure im Bauprozess haben an einem gewissen Punkt die Möglichkeit, auf die Wahl des geeigneten Baustoffs Einfluss zu nehmen. Dafür muss sich die Umfrage automatisieren, ob für diesen oder jenen Bauteil auch ein Recyclingbaustoff zum Zuge kommen könnte. Die Recycling-Baustoffe sind heute den Baustoffen aus primären Quellen in vielen Belangen ebenbürtig. Das Vertrauen darin muss aber noch gestärkt werden. Sowohl bei Kanton, wie auch bei den Verbänden der Hersteller, Baumeister und Planer wurden in den vergangenen Jahren Massnahmen dazu lanciert. Wer sich für Recycling-Baustoffe entscheidet, schont die natürlichen Ressourcen und die Umwelt und entlastet den knappen Deponieraum. Projekte wie das Besucherzentrum der Vogelwarte Sempach, das neue INO des Inselspitals oder das Verwaltungszentrum Guisanplatz Bern zeigen, dass Recycling einhergeht mit Qualität und Innovation.
Gemeinsame Infoveranstaltung
Um dem Baustoffrecycling weiteren Schwung zu verleihen, haben die BVE, der KSE Bern und der KBB eine gemeinsame Infoveranstaltung organisiert, zu der alle im Bau tätigen Akteure im Kanton Bern eingeladen wurden: Öffentliche und private Bauherren, Ingenieure und Architekten, Bauunternehmungen und Baustoffproduzenten. Als besondere Zielgruppen wurden Gemeinden, Planer und Ingenieure ins Visier genommen, da bei diesen noch ein grosses Potenzial geortet wird: „Damit die guten Fortschritte im Baustoffrecycling weitergeführt werden können, braucht es solche Anlässe wie heute“, sagte Zimmermann. Der Einladung zum Anlass in Thun sind rund 140 Personen gefolgt.
Hochkarätige Referenten
Die sieben Referenten beleuchteten das Thema aus ihrer Perspektive – von der übergeordneten kantonalen Sicht, zu den Erfahrungen der Bauherren im Hoch- und Tiefbau, über die Planer, Ingenieure und Architekten. Sie zeigten dabei anhand von Anwendungs-Beispielen den heutigen Stand des Recyclings auf, wiesen aber selbstkritisch auf Verbesserungsvorschläge hin.